Lost in La Mancha

Jahr: 2002 | Regie: Keith Fulton, Louis Pepe | Dokumentarfilm | Länge: 89min

Der erst kürzlich gesehene Film „The Man who Killed Don Quixote“ von Terry Gilliam hat eine lange Vorgeschichte. Obwohl er erst 2017 gedreht wurde, hatte Gilliam die Idee schon seit den 1990er Jahren und im Jahr 2002 startete er mit den Dreharbeiten. Jean Rochefort wurde als Quixote engagiert, Johnny Depp als Hauptdarsteller Toby. Doch die Vorproduktion beginnt schon wackelig und viele kleine Probleme summieren sich. Als die Dreharbeiten endlich beginnen, versucht man einen fresh start. Doch jetzt werden aus vielen kleinen Problemen, einige sehr große Hindernisse. Am Ort der Dreharbeiten in Navarra steigen dauernd Kampfflugzeuge einer nahen NATO-Basis auf, ein Unwetter spült Teile der Ausrüstung weg und bei Jean Rochefort machen sich gesundheitliche Probleme bemerkbar, die ein Weiterdrehen unmöglich machen. „Lost in La Mancha“ weiterlesen

The Man Who Killed Don Quixote

Jahr: 2018 | Regie und Drehbuch: Terry Gilliam | Spielfilm | Länge: 132min

Am Filmset des Regisseurs Toby Grisoni (Adam Driver) ist eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Der selbstverliebte Filmmacher scheint mit seinem neuesten Projekt unzufrieden, wenngleich er von allen Seiten als Star gefeiert wird. Sein Geldgeber (Stellan Skarsgard) hat alle Wünsche seines Regisseurs bewilligt und die Crew für den Don Quixote Streifen nach Spanien bringen lassen. Bei einem Abendessen bemerkt Toby nicht nur die Avancen der Frau des Bosses (Olga Kurylenko), sondern ein fliegender Händler verkauft ihm seinen ersten Film, den er vor 10 Jahren, gar nicht weit weg vom heutigen Drehort aufnahm, sein Erstlingswerk als Filmstudent. Toby, macht sich auf den Weg nach Los Sueños, um den alten Schauplatz wiederzusehen, vielleicht gibt es ihm Inspiration für sein neues Projekt. Doch was er findet sind nur traurige Restspuren seines Wirkens. Die damalige hoffnungsvolle Schauspielerin Angelica (Joana Ribero) scheint eine Escort Dame geworden zu sein und sein damaliger Hauptdarsteller, der Schuhmacher Javier (Jonathan Pryce) lebt in der Vorstellungswelt, er sei immer noch Don Quixote. „The Man Who Killed Don Quixote“ weiterlesen

GLOW – 3.Staffel

Idee: Liz Flahive, Carly Mensch | Dramedy-Serie | 3.Staffel mit 10 weiteren Folgen | veröffentlicht 2019 auf netflix

Staffel 3 der „Glorious Women of Wrestling” wurde diesen Sommer auf netflix veröffentlicht. Da insbesondere die 2.Staffel der Serie, um die umtriebige, aber stets erfolglose Schauspielerin Ruth Wilder (Alison Brie), den egozentrischen Regisseur Sam Sylvia (Marc Maron), den eigenwilligen Produzenten Bash Howard (Chris Lowell), die junge Mutter und Ex-Soap Star Debbie Eagan (Betty Gilpin) und das restliche, ziemlich abgedrehte Ensemble sich balgender Damen, ziemlich überzeugend war, legte ich einige Erwartungen in die 3. und vorletzte Staffel der Serie. „GLOW – 3.Staffel“ weiterlesen

Synonymes

Jahr: 2019 | Regie und Drehbuch: Nadav Lapid | Länge: 124min | Drama | Location: Paris

Der junge Israeli Yoav (Tom Mercier) kommt nach Paris. Ihm ist sein Heimatland unerträglich geworden. Er wird zu einem glühenden Anhänger Frankreichs und will hier ein neues Leben beginnen. Doch der Anfang ist schwer, als ihm bitterkalt, in der unmöblierten Wohnung wird, steigt er in die Dusche um sich am warmen Wasser zu wärmen. Doch ihm wird alles geklaut was er besitzt und er ist vollkommen nackt und allein. Das junge Paar Emile (Quentin Dolmaire) und Caroline (Louise Chevillotte) helfen ihm weiter, so dass sein Start in der neuen Heimat Paris gelingen möge. „Synonymes“ weiterlesen

Paul Auster – 4321

Der Sommer bietet ausreichend Möglichkeiten sich ausgiebig mit Lektüre auseinanderzusetzen. Schon seit einiger Zeit freute ich mich, auf Paul Austers 2017 erschienen Roman „4321“, der mit über 1250 Seiten gerade richtig kam, um sich auf dem ausgebreiteten Handtuch an den Strand zu legen, die Wellen des Mittelmeeres, die spielenden Kinder und die emsig vorbeilaufenden Spaziergänger langsam zu vergessen und sich auf das Abenteuer eines so langen Romans einzulassen. Tatsächlich habe ich nur rund einen Monat für dieses, mit großem Abstand, längste Buch von Auster benötigt, was vor allem daran liegt, dass „4321“ sich sehr flüssig lesen lässt. Um mehr über das Buch zu schreiben, muss ich aber etwas über die erzählten Geschichten des Romans berichten und hier – geneigter Leser – müssen Sie entscheiden, ob Sie an dieser Stelle weiterzulesen, denn den ein oder anderen Teaser muss ich einbauen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: ich bin auf die grundsätzliche Idee des Aufbaus des Buches erst auf Seite 120 gekommen (ja, ja ich weiß, das hätte ich eher bemerken können) und ich will Ihnen diesen Spaß eigentlich nicht nehmen, selbst einige Sachen zu enträtseln.  „Paul Auster – 4321“ weiterlesen

Leid und Herrlichkeit

Jahr: 2019 | Regie und Drehbuch: Pedro Almodóvar | Länge: 114min | Spielfilm | Originaltitel: „Dolor y gloria“ | Location: Paterna (u.a.)

Salvador Mallo (Antonio Banderas) ist ein durch viele körperliche Beschwerden gealterter Filmregisseur und Autor. Gern würde er noch arbeiten, aber seine gebrechliche Situation verhindert dies und er verkriecht sich mehr und mehr in seine Wohnung und scheut soziale Kontakte. Da kommt eine Einladung, sein über 30 Jahre altes Meisterwerk „Sabor“ in der Filmoteca in Madrid nochmals zu zeigen und danach Fragen des Publikums zu beantworten. Dafür rafft er sich auf und versucht Kontakt zu seinem damaligen Hauptdarsteller Alberto Crespo (Asier Etxeandia) aufzunehmen, mit welchem er seit vielen Jahren im Streit liegt. Sie versöhnen sich und Salvador lernt die Möglichkeit kennen, mit Hilfe von Heroin seine Schmerzen zu vergessen und gleitet in Erinnerungen an sein Leben hinab. Er sieht sich als Junge (Asier Flores), wie er mit seiner Mutter (Penelope Cruz) eine Höhlenwohnung in Paterna bei Valencia bewohnt, da sich sein Vater (Raúl Arévelo) nicht mehr als diese Höhle leisten kann. Er sieht die letzten Momente mit seiner gealterten und kranken Mutter (Julieta Serrano), die immer noch resolut ihre Meinung sagt. Er rekapituliert seine erste große Liebe mit dem damals drogensüchtigen Frederico (Leonardo Sbaraglia) und beschreibt wie er aus dem Zusammenbrechen dieser Liebe zu seiner Berufung gekommen ist, Geschichten zu erzählen und Filme zu schreiben. „Leid und Herrlichkeit“ weiterlesen

Stranger Things 3

„Stranger Things“ ist mittlerweile vielleicht so etwas wie die Vorzeigeserie von netflix geworden. Mit ziemlich großer Sicherheit ist es eine der großen kommerziellen Erfolge des Video-on-Demand Anbieters, der selbst, auf Menschen, die sich nur spärlich mit Wirtschaftsnachrichten füttern, höchst profitabel wirkt. „Stranger Things“ ist ein Goldesel, der einem nicht mehr nur auf den mit dem Internet vernetzten Bildschirm begegnet. So konnte man schon beim Bummel in einer großen Modekette im Frühsommer, rechtzeitig vor der warmen Jahreszeit und vor Beginn der 3.Staffel, eine neue Kollektion unter anderem mit Bademode erspähen, ganz im Stil der 80er Jahre, was nicht nur ideal zur Serie, sondern scheinbar gleichfalls zur (Jugend-)Mode unserer Tage gut passt.

In der 3.Staffel von Stranger Things werden wir nun einige Tage vor dem 4. Juli des Jahres 1985 geleitet. Es ist heiß in Hawkins und Bademeister Billy (Dacre Montgomery) ist der Schwarm der weiblichen Badegäste ab 18 Jahre aufwärts. Eleven (Millie Bobby Brown) und Mike (Finn Wolfhard), beide noch unter dieser Altersgrenze, verbringen maximal viel Zeit in Chief Hoppers (David Harbour) Hütte, was dieser nicht ganz unkommentiert abwenden kann, während Joyce (Winona Ryder) darüber nachdenkt, die Stadt für immer zu verlassen. So könnte alles auf der persönlichen Problemlage dahinplätschern, wenn man nicht Anzeichen erkennen könnte, das irgendetwas nicht stimmt und das Upside/Down wieder seine Macht auszuspielen versucht. „Stranger Things 3“ weiterlesen

Dark – 2.Staffel

Idee: Baran bo Odar und Jantje Friese | Science-Fiction-Mystery Serie | 2.Staffel 2019 mit 8 Folgen auf netflix veröffentlicht

Die 2.Staffel von „Dark“ ließ über ein Jahr auf sich warten und wurde am 21.6.2019 veröffentlicht, dem Tag, an dem die Erzählung der ersten Staffel begann, die ein vielschichtiges Netzwerk von familiären Überschneidungen über 66 Jahren hinweg zeigte. Schon die ersten zehn Folgen von Dark entwickelten sich zu einer komplexen Geschichte, bei der recht viele Fragen offen blieben. Problematisch wird nun, dass man viele der Akteure nach einem Jahr nun nicht immer parat hat und die Handlung in den neuen acht Folgen der zweiten Staffel weiter voranschreitet. Für eine so komplex gemachte Serie wie „Dark“ ist das schwierig, denn ohne die vielschichtigen Zusammenhänge vor Augen zu haben, kann man die vielen Zeitsprünge, die häufig hintereinander weg passieren nur schwer folgen. So ist man zumindest in den beiden ersten Folgen der 2.Staffel ständig damit beschäftigt, sich zu orientieren, wen man hier gerade sieht und was dieser Charakter mit wem und wann zu tun hat. Daran gewöhnt sich der Zuseher jedoch und die neuen Folgen werden zeitgleich komplexer, aber irgendwie im Laufe des Zuschauens auch einfacher verfolgbar, wenngleich „Dark“ ein konzentriertes Maß an Aufmerksamkeit unbedingt erfordert. „Dark – 2.Staffel“ weiterlesen

Adolfo Bioy Casares – Abenteuer eines Fotografen in La Plata

Der argentinische Schriftsteller Adolfo Bioy Casares zählte zu den engen Freunden von Jorge Luis Borges, einer meiner Lieblingsschriftsteller, von dem sie – geneigte Leser – auf diesem Blog jedoch noch nichts gelesen haben, da mir einfach nichts qualitativ wertvolles einfällt, was halbwegs die geistreichen Schriften von Borges wiederspiegelt. Vielleicht finde ich aber noch die Inspiration Borges wirklich gebührend in diesem Blog zu beschreiben, so lang kommen wir erstmal zu Bioy Casares, dessen recht kurzer Roman „Die Abenteuer eines Fotografen in La Plata“ 1985 herauskam. „Adolfo Bioy Casares – Abenteuer eines Fotografen in La Plata“ weiterlesen

Philip Roth – Mein Mann, der Kommunist

Der Ich-Erzähler Nathan Zuckerman (wahrscheinlich Roths liebstes Alter Ego) trifft eher aus Zufall seinen alten Englischlehrer Murray Ringold. Dieser ist mittlerweile 90 Jahre alt und hat noch eine Geschichte zu erzählen, die indirekt auch Nathan betrifft. Denn nach dem 2.Weltkrieg traf Nathan im Vorgarten der Ringolds auf Murrays Bruder Ira, damals ein bekannter Radiostar. Ira mimte in New York und Umgebung Abraham Lincoln und wurde damit berühmt, ebenso wie mit seiner Heirat des Filmstars Eve Frame. Da Ira dem Kommunismus sehr nahestand, bekam er in den 1950er Jahren Probleme in der McCarthy – Ära, in welcher Kommunisten, oder solche Menschen, die man dafür hielt, in den USA wegen ihrer politischen Ideologie verfolgt wurden.

Roth beschreibt in seinem 1998 im englischen Original als „My Husband the Communist“ erschienen Roman die Geschichte einer ziemlich seltsamen Ehe. Auf der einen Seite steht da Ira Ringold, einen schnell aufbrausenden („ira“ heißt im Lateinischen „zornig“) ehemaligen Bergarbeiter, der in der Armee über einen Freund und Mentor zum Kommunismus kam und jetzt bei einer Radioshow als Iron Rinn arbeitet, um Ungerechtigkeiten in der amerikanischen Gesellschaft anzuprangern. Auf der anderen Seite steht Eve Frame, eine gebürtige Jüdin, die wegen ihrer ärmlichen Herkunft aber eine ziemliche Antisemitin geworden ist und mit Ringold nun schon in vierter Ehe verheiratet ist. Aus Eves zweiten Ehe ging ihre Tochter Slyphid hervor, die über 20 Jahre alt ist, als Ira und Eve heiraten und damit fürchten muss die vollständige Kontrolle über ihre Mutter zu verlieren, die sie Zeit ihres Lebens anstrebte und die sie zum Tyrannen der Familie machte. „Philip Roth – Mein Mann, der Kommunist“ weiterlesen