Haruki Murakami – Kafka am Strand

Es ist sein 15. Geburtstag als Kafka Tamura beschließt seinen alleinerziehenden Vater zu verlassen und von zu Hause wegzugehen, da sein Vater ihn einst mit dem Fluch des Ödipus belegte. Es zieht in auf die Insel Shikoku, der kleinsten der vier japanischen Hauptinseln. Auf dem Weg dorthin lernt er das etwas ältere Mädchen Sakura kennen. Doch schließlich verschlägt es ihn in Komura-Gedächtnisbibliothek nach Takamatsu, wo er von Herrn Oshima, dem Assistenten der Leiterin Saeki-San aufgenommen wird.
In einem parallel verlaufenden Erzählstrang wird von Kamura erzählt, der bei einem mysteriösen Ereignis im 2.Weltkriegs seine Intelligenz verlor, dafür aber die Fähigkeit hat, mit Katzen zu sprechen. Sein Leben lang arbeitete er als Tischler und nun, da er über 60 ist, bessert er seine kleine Rente damit auf, herumstreunende Katzen wieder zu finden. „Haruki Murakami – Kafka am Strand“ weiterlesen

Gundermann

Jahr: 2018 | Regie: Andreas Dresen | Drehbuch: Laila Stieler | Länge: 127min | Bio-Pic | Location: Lausitzer Braunkohlerevier

Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) war eine Legende der DDR-Liedermacherszene, der auch nach der Wende größere Erfolge in Ostdeutschland feierte, im Westen aber unbekannt war. Andreas Dresen porträtiert Gundermanns Leben (und benennt den Film einfach gleich nach der Hauptperson) in der DDR bis in die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung und porträtiert eine sehr ungewöhnliche und ambivalente Persönlichkeit. Gundermann war überzeugter Kommunist, aber auch ein Mann, der sich gern mit Mächtigen anlegte, wenn er Missstände sah. Er flog aus der Volksarmee und wurde nicht vollwertiges Mitglied der SED, obwohl er das gern geworden wäre, seine Texte reflektierten die Schwierigkeiten des Lebens und beleuchten politische oder auch ganz private Probleme. Gundermann war aber auch Stasi-Spitzel, wenngleich er selbst ebenso bespitzelt wurde. Gundermanns Heimat war die DDR und er tat, was er für richtig hielt, diese Heimat zu verbessern.
Dresens Film legt den Scheinwerfer auf zwei Themen in Gundermanns Biographie. Da ist zum einen sein Hineingezogenwerden in die Firma (daher die Stasi) und seine persönliche Aufarbeitung nach der Wende und da ist zum anderen seine Liebesbeziehung zu Conny (Anna Unterberger), die seine Frau werden wird und die das nicht ganz einfache Los gezogen hat, mit dem ständig unter Strom stehenden Gundermann eine Familie zu organisieren. Dieser wiederum möchte trotz seines ansteigenden musikalischen Erfolgs mit seiner Band nicht auf seine Arbeit auf dem Braunkohlebagger verzichten. „Gundermann“ weiterlesen

25 km/h

Jahr: 2018 | Regie: Markus Goller | Drehbuch: Oliver Ziegenbalg | Roadmovie

In unserer Reihe Roadmovies nach Zahlen (siehe „303“) kommen wir nun zu 25, genauer zu: 25 km/h. Das ist die Höchstgeschwindigkeit, die ein Mofa erreichen kann und damit eigentlich ein ziemlich cooler Titel für ein Mofa-Roadmovie.
Nach der Beerdigung ihres Vaters beschließen die ungleichen Brüder Georg (Bjarne Mädel) und Christian (Lars Eidinger) ihren Jugendtraum wahrzumachen und vom heimischen Schwarzwald quer durch Deutschland an den Timmendorfer Strand zu fahren und das mit den alten Mofas, aus den Jugendjahren. Dabei gibt es ein paar Aufgaben zu erledigen, die der Vorstellungswelt der damals 15-jährigen geschuldet sind. Doch als die wilde Fahrt beginnt, stellen beide schnell fest, dass sie nicht als Jugendliche fahren, sondern das ihr bisheriges Leben immer mitfährt. „25 km/h“ weiterlesen

303

Jahr: 2018 | Regie und Drehbuch: Hannes Weingartner | Roadmovie | 145min

Jule (Mala Emde) verhaut ihre letzte Biologieprüfung am Ende des Sommersemesters, auch weil ihr Leben gerate etwas aus den Fugen gerät. Sie ist ungewollt schwanger und kann nicht sagen, wie sie mit dieser Nachricht umgehen soll. Sie fährt mit ihrem zum Wohnmobil umgebauten Mercedes 303 von Berlin aus nach Portugal, um mit dem Kindsvater Alex, ihrem Freund, der dort gerade seine Doktorarbeit schreibt, darüber zu reden. Auf dem recht langen Weg dahin nimmt sie Jan (Anton Spieker) mit, der auf der Suche nach seinem leiblichen Vater ist, der in Bilbao wohnen und arbeiten soll.

Beide reisen nun über Belgien und Frankreich auf die iberische Halbinsel und verbringen die Reise, um über Beziehungen, das Leben und die Natur des Menschen zu sprechen und stellen dabei fest, dass sie trotz recht gegensätzlicher Meinungen immer größere Sympathien füreinander hegen. „303“ weiterlesen

Christian Kracht – Die Toten

In seinem 2016 erschienenen Roman „Die Toten“ erzählt Christian Kracht von der Entstehung eines Filmes. Wir befinden uns in den ersten Jahren der 1930er Jahre und der Schweizer Regisseur Emil Nägli wird gefragt, ob er einen vollkommen neuartigen Film machen könnte, der den Einfluss Hollywoods zugunsten des deutschen Kinos verblassen lassen soll. Amakasu Masahiko, ein japanischer Beamter, von den Vorzügen der eigenen Kultur und Nation überzeugt, sieht in einem gemeinsamen japanisch-deutschen Filmprojekt die Möglichkeit eine Kulturachse des Zelluloids entstehen zu lassen. „Christian Kracht – Die Toten“ weiterlesen

T.C. Boyle – World’s End

Der große amerikanische Roman, wenn man denn eine solches Sujet in der Literatur verorten möchte, versucht die DNA der USA aufzuspüren, zu zeigen, was dieses Land antreibt, aufhält, bewegt, erregt, kurz was es heißt „Amerika“ zu sein. T.C. Boyles dritter Roman, aus dem Jahr 1987 kann man ziemlich gut in diesem Themenbereich verorten, denn er spielt nicht nur an der amerikanischen Ostküste, sondern beschreibt den Zustand der USA anhand von zwei sehr unterschiedlichen Zeitpunkten. Im 17. Jahrhundert und in der Zeit der Hippies um 1968. „T.C. Boyle – World’s End“ weiterlesen

Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile

Jahr: 2019 | Regie: Joe Berlinger | Thriller | 110min

Den Nachnamen Bundy verbinde ich eigentlich mit dem fiktiven Schuhverkäufer Al und nicht mit dem Frauen-Serienmörder Ted. Den Letzteren gab es dafür aber wirklich und der Film „Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile“ widmet sich seiner Strafverfolgung. Dabei wird erzählt wie Ted Bundy (Zac Efron) in einer Bar die alleinerziehende Mutter Elizabeth Klopfer (Lily Collins) kennenlernt und beide zu einem Paar werden, bis Ted von der Polizei bei einer Verkehrskontrolle festgenommen wird, weil er im Verdacht steht, grausame Morde an Frauen verübt zu haben. Der gutaussehende und charmante Ted wird aber trotz einigen Mängeln in der Beweisführung der Anklage verurteilt, doch Elizabeth kann nicht wirklich an die Schuld ihres Partners glauben. „Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile“ weiterlesen

Parallelwelten

Jahr: 2018 | Regie: Oriol Paulo | Thriller | 128min | Originaltitel:  „Durante la Tormenta“

Zeitreisen sind eine wundervolle Erfindung der Geschichtenerzählung, denn sie ermöglichen uns unsere Fantasie zu bemühen und uns zu fragen, was wäre gewesen wenn, das oder jenes passiert oder nicht passiert wäre, was für ein Leben hätte ich, er, sie oder wir heute. Solche Zeitreisegeschichten gibt es ins ganz unterschiedlichen Ausgaben, vom legendären „Zurück in die Zukunft“ mit Marty McFly bis hin zum düsteren, komplexen und sehr sehenswerten „Dark“, um nur zwei Beispiele eines fiktionalen Themenspektrums zu nennen, das man fast schon als eigenes Genre bezeichnen könnte. „Parallelwelten“ weiterlesen

High Maintenance

Idee: Katja Blichfeld, Ben Sinclair | Jahr: 2012 – heute | 6 Staffeln (19 Folgen) in Vimeo, bisher 3 Staffeln (25 Folgen) auf HBO | Comedy-Drama Webserie | Location: New York

„High Maintanace“ ist aus vielen Gründen eine sehr bemerkenswerte Serie. Da wäre zum einen, ihre Form zu nennen. Sie begann als Webserie mit einer Länge von rund 10 Minuten pro Folge und wurde 2012 erstmals auf der freien Videoplattform Vimeo veröffentlicht. Dabei wurden für die Folgen nur Amateurschauspieler engagiert, was die Produktionskosten bei weniger als 1.000 Dollar pro Episode beließ.
2016 kaufte HBO die „High Maintenance“, ließ aber die beiden Serienerfinder Blichfeld und Sinclair in der Verantwortung. Die Folgen wurden dadurch nicht nur um einiges länger, gleichzeitig konnten namhaftere Schauspieler für kleine Gastrollen engagiert werden.  Das alles ist aber gar nicht mal so wichtig, denn die Serie lebt von einer untypischen Herangehensweise an ihr Format und hier kommen wir zum zweiten Grund der „High Maintenance“ außergewöhnlich macht. „High Maintenance“ weiterlesen

Philip Roth – Nemesis

Wir schreiben den heißen Sommer 1944. Die Jungs und ein paar Mädchen, des hauptsächlich von Juden bewohnten Viertels Weequahic in Newark, spielen auf dem Sportplatz. In der Umgebung hat es schon einige Fälle von Polio gegeben, der Krankheit für die es bis in die 1950er Jahre keine Impfung gab, die in schlimmen Fällen zur Verstümmlungen von Gliedmaßen oder gar zum Tode führen kann und die bevorzugt bei jungen Menschen auftritt, weshalb auch der Name „Kinderlähmung“ für die Krankheit gebräuchlich ist.
Bucky Cantor, ein dreiundzwanzigjähriger Sportlehrer, der wegen seiner starken Sehbehinderung nicht zur Armee und damit auch nicht in den 2.Weltkrieg ziehen musste, wie seine beiden besten Freunde, hat die Oberaufsicht auf den Sportplatz. Er wird von den Jungen auf dem Sportplatz wegen seiner ruhigen und sportlichen Art geliebt und gilt als großes Vorbild, weil er nicht nur unverwundbar und besonnen wirkt, sondern stets Pflichterfüllung und Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen ausstrahlt.
Eines Tages erreichen einige ungestüme Jugendliche aus einem italienischstämmigen Viertel den Sportplatz und provozieren mit der eigentlich nicht ernstzunehmenden Behauptung, hier die Polio einschleppen zu wollen. Bucky bleibt ruhig und kann sie Kraft seiner natürlichen Autorität vertreiben. „Philip Roth – Nemesis“ weiterlesen