Der gute Chef

Jahr: 2021 | Originaltitel: „El buen patron“ | Regie & Drehbuch: Fernando León de Aranoa | Länge: 121 min | Satire

Seit dem ersten Lockdown hängt ein Kinogutschein für das Programmkino Ost an meinem Kühlschrank. Da der Vortrag und der nachfolgende Film der kleinen Filmakademie mir nicht sehr verheißungswürdig erschienen, beschloss ich quer durch die Stadt zu radeln (spannend was da so hinter dem Fetscherplatz alles ist) und mir die letzte Vorstellung des spanischen Films „Der gute Chef“ anzusehen, der immerhin sechs Goya Preise[1] in diesem Februar erhielt. „Der gute Chef“ weiterlesen

Wolf Haas – Müll

Erschien 2022 bei Hoffmann und Campe mit 288 Seiten

Wie ich so über den Mozartplatz in Salzburg schlendere, sehe ich ein Plakat mit einem schwarzen Müllbeutel auf weißem Hintergrund, „moderne Kunst“ meinte ich zu insinuieren (schließlich ist Salzburg eine Kunst- und Kulturstadt und hier muss man so etwas allerorten erwarten können), da aber klarten sich meine, von einer gewissen biologischen Alterung geplagten, Augen und ich las: Wolf Haas Müll, in gelben Lettern auf den Müllbeutel gedruckt. Augenscheinlich gab Wolf Haas eine Lesung und mit einiger, nicht nur visueller, Betrübnis musste ich jedoch feststellen, dass diese erst weit nach meiner geplanten Abreise aus der Stadt stattfinden sollte. Aber trotzdem gut, denn mir war bis zu jenem Moment nicht klar, dass ich einen neuen Roman von Wolf Haas erwarten konnte, der im Übrigen im Bundesland Salzburg das Licht der Welt erblickte, im wunderschönen Maria Alm am Steinernen Meer.[1]

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Stefan Zweig – Sternstunden der Menschheit. Zwölf historische Miniaturen

Erschien erstmals 1927 bei Insel (mit 5 Miniaturen) | hier vorliegende Ausgabe von 1984 bei Aufbau (12 Miniaturen) mit 218 Seiten

In letzter Zeit sehe ich beim Lesen häufig Josef Hader vor meinem geistigen Auge und dass obwohl ich überhaupt noch nie etwas von Josef Hader gelesen habe.[1] Diese Faszinationen bedingen sich zweier filmischer Themen, denn zum einen spielt der österreichische Kabarettist und Schauspieler die Rolle des Kommissar Brenners, aus der Krimireihe von Wolf Haas,[2] zum anderen verkörperte er Stefan Zweig in Maria Schraders wunderbaren Film „Vor der Morgenröte“. „Stefan Zweig – Sternstunden der Menschheit. Zwölf historische Miniaturen“ weiterlesen

Zadie Smith – Von der Schönheit

Erschien 2005 unter dem Originaltitel „On Beauty“ | deutsche Übersetzung von Marcus Ingendaay erschien 2006 bei Kiepenheuer & Witsch

Schon seit geraumer Zeit wollte ich etwas von der britischen Schriftstellerin Zadie Smith lesen. Da fiel mir im Frühjahr ein Roman von ihr in meiner Wiesbadener Lieblingsbuchhandlung, dem „Zweitbuch“, in die Hand. Im Zuge der Bekämpfung meines „Tsonduku“ Faibles (ich erwähnte dies bereits an dieser Stelle), enthielt ich mich aber eines Erwerbes und bereute diese Einschätzung, um sie letztendlich wenig später zu korrigieren.[1]

Familie Belsey ist multiethnischen Ursprungs und lebt in Wellington bei Boston. Howard Belsey, dreifacher Vater, lehrt an der ruhmreichen Universität in seinem Gebiet der Kunstgeschichte, wobei sein großes Thema momentan der niederländische Maler Rembrandt ist, zu dem er ein Buch veröffentlichen möchte, das aber nicht so richtig voranschreitet. Sein akademischer Nemesis ist Monty Kipps, ein aus Jamaika stammender Gelehrter, der in London lehrt und dessen konservative Einstellung zu allen Themen des Lebens Howard zu tiefst abstößt. Zu allem Überfluss ist Howard ältester Sohn Jeremy gerade in London bei den Kipps untergekommen und noch viel schlimmer ist es, dass es ihm dort sehr gefällt, so sehr sogar, dass er ein Verhältnis mit Montys wunderschönen Tochter Vee angefangen hat. Der in solcherlei Dingen unerfahrene Jeremy muss dringend gerettet werden, denkt sich Howard, und reist nach England. Seine Frau Kiki sieht die Situation nicht ganz so verbissen, ist sie auch nicht so sehr in die politischen Grabenkämpfe ideologischer Schlachten involviert wie ihr Mann. Ihre Aufgabe ist der Fortbestand der Familie, zu der auch noch die etwas überengagierte Tochter Zora und der Teenager Sohn Levi gehört, für den das akademische Leben nicht reizvoll erscheint und dass er für verlogen hält, wenn man es mit dem Leben einfacher Leute von der Straße vergleicht. „Zadie Smith – Von der Schönheit“ weiterlesen

In the Shadow of the Moon

Jahr: 2019 |Regie: Jim Mickle | Länge: 115 min | Science-Fiction Thriller

Diese Hitze! Da sucht man schon nach jeder Möglichkeit sich abzukühlen. Und umso wärmer (meine Wohnung erreichte jüngst tatsächlich die 36 Grad Marke und war damit wärmer, als der Tagesmaximalwert draußen!) umso kreativer werden die Gedanken an Abkühlung und was läge da näher, als einen Film mit dem Titel „im Schatten des Mondes[1] zu betrachten (ja, na gut, ich gebe zu, da gibt es wirklich sinnvoller Methoden der Abkühlung). „In the Shadow of the Moon“ weiterlesen

David Mitchell – Die Knochenuhren

Erschien 2014 mit dem Originaltitel: „The Bone Clocks“ | deutsche Übersetzung von Volker Oldenburg erschien 2016 bei Rowohlt | 812 Seiten

Am 19. Juli kam David Mitchells neuster und mittlerweile achter Roman „Utopia Avenue“ in die Buchläden und selbstverständlich wird eine Ausgabe davon schon bald auch in meinem Regal stehen. Doch vorher galt es für mich, dass letzte, bis dato nicht studierte Werk des Briten zu lesen, „Die Knochenuhren“, welches sich günstigerweise schon in meinem Regal befand. „David Mitchell – Die Knochenuhren“ weiterlesen

The Divine Comedy – Our Mutual Friend

aus der Reihe: Musik liegt in der Luft

Ich schreibe eigentlich nicht über Musik. Zum einen würde ich mich nicht gerade als Experten bezeichnen und zum zweiten finde ich tatsächlich, dass man über Musik nur schwer sprechen kann. Ein schönes Beispiel dafür habe ich erst gerade wieder auf einem Festival erlebt. Im Programmheft bekamen dabei einige Musiker eine ganze Seite mit Beschreibung zur Verfügung gestellt (andere etwas weniger), zum anderen wurde jeder Künstler vor seinem Auftritt extra vorgestellt. Die Vorstellung von „The Divine Comedy“ verlief dann auch so, dass ich gar nicht so richtig wusste, was da auf einen zukam, so eklektisch fand ich den scheinbar aus Wikipedia herausgenommenen Beitrag des Ankündigers, dessen Job mir etwas antiquiert vorkommt (ähnlich dem Programmansagerinnen im Fernsehen, den man sich in den 90ern entledigt hat).

Tatsächlich sollten aber „The Divine Comedy“ meine persönliche Entdeckung des Festivals werden. Stilvoll, mit Hang zu (Selbst-) Ironie und großer Geste, die man vielleicht mit Pulp vergleichen könnte, auch wenn die letztgenannte Band etwas tanzbarer ist. Ich möchte am Beispiel des auch auf dem Konzert vorgetragenen Songs „Our Mutual Friend“ kurz vorstellen, was ich an „The Divine Comedy“ so schätze.
Ich gebe zu, zwar schon vorher[1] von der nordirischen Band, die sich im Grunde ganz nur um Neil Hannon (als einziges beständiges Mitglied) dreht, gehört zu haben, aber wirklich Songs kannte ich nicht und das ganze Konzert war für mich voller positiver Überraschungen.[2]

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Windfall

Jahr: 2022 | Drehbuch & Regie: Charlie McDowell | Länge: 92min | Thriller

In einer abgelegenen Villa in Kalifornien macht sich ein Niemand (Jason Segel) daran wertvolle Dinge zu stehlen. Doch seine Tätigkeit wird durch die unerwartete Rückkehr des Besitzers, eines sehr wohlhabenden CEOs (Jesse Plemons) und seiner Frau (Lily Collins) gestört. Der Räuber versucht unerkannt zu flüchten, wird aber entdeckt und damit wird dieser Überfall zwischen den drei Menschen ausgehandelt. „Windfall“ weiterlesen

Alexander Osang – Lennon ist Tod

Aus der Reihe: „aus fremden Regalen

Erschien 2007 bei S.Fischer | 312 Seiten

Irgendwann im Winter hörte ich beim Joggen ein längeres und sehr interessantes Gespräch mit Alexander Osang, den ich bis dato nicht kannte. Der Berliner Journalist und Schriftsteller ist in letzter Zeit in das Auge der öffentlichen Wahrnehmung getreten, weil er Angela Merkel erstmals länger nach Beendigung ihrer Kanzlerschaft interviewte. Ungefähr zur Zeit des Interviews fand ich im Regal meiner Schwester beim Katzensitten einen Roman von Osang und griff kurzerhand zu. „Alexander Osang – Lennon ist Tod“ weiterlesen

Massive Talent

Jahr: 2022 | Originaltitel: „The Unbearable Weight of Massive Talent“ | Drehbuch & Regie: Tom Gormican | Länge: 107min | Action-Komödie

Meta-Ebenen heben meine Erwartungshaltung! Wenn ein Film gezeigt wird, in welchem Nicolas Gage sich selbst spielt, dann weckt das meine Aufmerksamkeit und so spazierte ich neulich ins Kino, wo ich wohl auch wegen des guten Wetters außerhalb des Kinos, anfangs ganz allein im Saal saß. Doch nach 5min Spielzeit, kam dann ein Pärchen hinein und wir drei schauten uns einen Film an, der mit einer Entführung beginnt und dann auf Nicolas Cage (Nicolas Cage) umblendet, der sich gerade recht zwanghaft, um eine Rolle in Hollywood bemüht, die er aber natürlich nicht bekommen wird. Stattdessen erwähnt sein Agent (Neil Patrick Harris) etwas von einer Geburtstagsparty des reichen Playboys Javi Gutirrez (Pedro Pascal), der ihm eine Millionen Dollar, nur für seine Anwesenheit zahlt. Da Cage gerade den 16.Geburtstag seiner Tochter (Lily Sheen) versaut, seine Frau (Sharon Horgan) sich von ihm scheiden gelassen und er massive Schulden aufgebaut hat, nimmt er widerwillig an und fliegt zur Party nach Mallorca. Dort erwartet ihn Javi persönlich und schon bald stellt Cage fest, dass Javi nicht nur ein Ultra-Nicolas-Cage-Fan ist, sondern sie auch die gleiche Leidenschaft für die Filmkunst teilen. Doch dann hört Cage von der Entführung der Tochter eines katalanischen Politikers und diese wirft, dank der Vermittlung der CIA ein schlechtes Licht auf Javi. „Massive Talent“ weiterlesen