Fridas Sommer

Originaltitel: „Estiu 1993“ | Jahr: 2018 | Regie und Drehbuch: Carla Simon | Spielfilm | Länge: 100 min | Location: Vor-Pyrenäen in Katalonien

Frida (Laia Artigas) ist 1993 sechs Jahre alt und der Sommer beginnt für sie sehr traurig. Die Wohnung, die sie mit ihrer Mutter in Barcelona bewohnte, wird ausgeräumt, denn ihre Mutter verstarb kürzlich und Frida muss zu ihrem Onkel Esteve (David Verdaguer), Tante Marga (Bruna Cusi) und ihrer vierjährigen Cousine Anna (Paula Robles) ziehen. Sie wohnen auf einem Landhaus in dörflicher Umgebung, wo die Berge langsam erahnen lassen, dass die Pyrenäen nicht weit sein können. Frida leidet sehr unter dem Verlust der Mutter und hat verständlicherweise Probleme sich in ihrer neuen Lebensumgebung einzugewöhnen. Anna ist für sie ein Ankerpunkt, der ihr den Einstieg in ihre neue Familie möglich machen kann, doch die Rolle als große Schwester ist für Frida nicht leicht einzunehmen. „Fridas Sommer“ weiterlesen

Wilde Maus

Jahr: 2017 | Regie und Drehbuch: Josef Hader | Spielfilm | Länge: 103min | Location: Wien

Der Musikkritiker Georg (Josef Hader) wird von seinem Chefredakteur Waller (Jörg Hartmann) gefeuert, weil die Zeitung sparen muss. Das trifft Georg so hart, dass er es nicht seiner Frau Johanna (Pia Hierzegger) sagen kann, die wiederum trotz ihrer 43 Jahre ein Kind von ihm möchte. Georg taumelt durch sein Leben. Einerseits ist er besessen Rache an Waller nehmen zu wollen, andererseits weiß er nichts mit seinem Nichtstun anzufangen und trifft auf den ehemaligen Schulkameraden Erich (Georg Friedrich), welcher sich anschickt die Achterbahn „Wilde Maus“ im Prater zu pachten und irgendwie entgleitet Georg auch die Beziehung zu seiner Frau. „Wilde Maus“ weiterlesen

Parasite

Jahr: 2019 | Regie und Drehbuch: Bong Joon-Ho |Gesellschaftssatire | 132min

Ohne Untertreibung war „Parasite“ im letzten Jahr, der meist gefeierte Film weltweit. Das setzt mich persönlich unter Druck, diesen Film gesehen haben zu müssen. Doch die einsamen Zeiten häuslichen Entertainments lassen einen genügend großen Zeitrahmen, um diesen Wissensnachteil zu korrigieren.
Und auch in „Parasite“ geht es um ein Haus, indem ganz langsam eine Familie fast unbemerkt eindringt, fast so, wie man es hofft das der allgegenwärtige Virus es gerade nicht in die eigenen vier Wände schafft. Die Familie Kim wohnt in ärmlichen Verhältnissen, tief in den Niederungen der südkoreanischen Gesellschaft. Plötzlich bekommt Sohn Ki-woo (Choi Woo-shik) ein Angebot im wundervollen und wohlhabenden Haus der begüterten Familie Park, der Nachhilfelehrer für Tochter Da-hye (Jeong Ji-so) zu werden. Dabei bemerkt er, dass insbesondere Frau Park (Cho Yeo-jeong) leicht zu manipulieren ist und er vermittelt seine Schwester Ki-jung (Park So-dam) als Englischlehrerin, seinen Vater (Song Kang-ho) als neuen Fahrer und seine Mutter (Jang – Hye-jin) als Haushälterin. Und als Familie Park zu einem Campingausflug startet, übernehmen die Kims das Haus und frönen dem Reichtum, den sie selbst nicht haben. „Parasite“ weiterlesen

Still Alice

Jahr: 2014 | Regie und Drehbuch: Richard Glatzer, Wash Westmoreland | Drama | Länge: 101 min | Location: New York City

Wenn sie im März 2020 an Krankheit denken, dann denken sie an Covid-19. Dabei kann man vor aller Besorgnis leicht vergessen, dass es leider die zahlreichen anderen Krankheiten auf der Welt auch immer noch gibt. Wobei wir beim Thema sind; vergessen.
Alice Howland (Julianne Moore) ist eine ehrgeizige und sehr erfolgreiche Linguistin. Sie führt ein glückliches Familienleben, was sich an ihrem 50.Geburtstag zeigt, den sie mit ihrem Mann John (Alec Baldwin) und den Kindern Tom (Hunter Parrish) und Anna (Kate Bosworth) sowie deren Mann Charlie (Shane McRea) verbringt, während ihre jüngste Tochter Lydia (Kristen Stewart) nicht kommen kann, da sie in Kalifornien einer wenig erfolgversprechenden Schauspielkarriere nachhängt. Alice bemerkt erstmals minimale Veränderungen bei sich, die sich in der nächsten Zeit häufen. Sie hat kleine Aussetzer bei Vorträgen und verläuft sich beim Joggen und konsultiert schließlich mit diesen Problemen einen Neurologen. Nach einigen Untersuchungen verdichtet sich die Diagnose, Alice hat Alzheimer, doch die Diagnose ist noch schlimmer. „Still Alice“ weiterlesen

Judith Hermann – Lettipark

Judith Hermans Erzählungen sind schon vor über zwei Jahren auf meinem Lese-Sofa in Form von „Sommerhaus, später“ gelandet und in guter Erinnerung geblieben. Ich war sehr froh, mir nun mal „Lettipark“ ausleihen zu können, mit 17 tatsächlich allesamt ziemlich kurzen Geschichten. „Judith Hermann – Lettipark“ weiterlesen

Ferdinand von Schirach – Kaffee und Zigaretten

Weder Kaffee und noch weniger Zigaretten gehören zu Genussmitteln, die meinen Appetit in irgendeiner Weise anregen. Es ist aber ein großes Glück das Ferdinand von Schirachs neueste Veröffentlichung keine Betrachtung der Vor- oder Nachteile von oben genannten Stoffen ist, sondern eine Sammlung von kurzen autobiographischen Erzählungen, Beobachtungen, Statements und Notizen, die in 48 Beiträgen gesammelt sind. „Ferdinand von Schirach – Kaffee und Zigaretten“ weiterlesen

Call Me by Your Name

Jahr: 2017 | Regie: Luca Guadagnino | Drehbuch: James Ivory | Liebesfilm | Länge: 133 min | Location: Sommer 1983 in Norditalien

Der Sommer ist in Norditalien angekommen, wir schreiben das Jahr 1983 und die jüdisch-amerikanische Familie der Perlmans erwartet auf ihrem Sommersitz die Ankunft des amerikanischen Doktoranden Oliver (Armie Hammer). Die Perlmans sind eine Familie, die höchsten Ansprüchen kulturellen und finanziellen Kapitals genüge tut. Der Vater (Michael Stuhlbarg) ist amerikanisch-stämmiger Archäologe, die Mutter Annella (Amira Casar) erzieht ihren 17-jährigen Sohn Elio (Timothée Chalamet) mehrsprachig, englisch, französisch und italienisch auf. Die Eltern achten auf Weltoffenheit, eine musikalische Erziehung und viel Freiheit für das Kind, welches sich gern mit der Jugend der Umgebung vergnügt. Die Ankunft von Oliver verändert aber einiges, denn dieser zieht nicht nur die Aufmerksamkeit der jungen Frauen auf sich, sondern auch die von Elio. „Call Me by Your Name“ weiterlesen

Marriage Story

Jahr: 2019 | Regie und Drehbuch: Noah Baumbach | Tragikomödie | Länge: 137 min

Ein letztes Mal schreiben sich der Theaterregisseur Charlie Barber (Adam Driver) und die Schauspielerin Nicole Barber (Scarlett Johansson) auf, was sie am jeweils anderen Lieben. Doch Nicole bringt es nicht mehr fertig den Text ihres Noch-Ehemanns anzuhören, oder gar ihre Zeilen vorzulesen, so wie es der Eheberater vorschlägt. Die Ehe ist am Ende und es geht daran, deren Überreste zu regeln. Da ist in erster Linie der gemeinsame Sohn Henry (Azhy Robertson). Nicole nimmt ihn mit nach Los Angeles, wo sie in einer Pilotserie ihre Schauspielkarriere außerhalb des Theaters neu aufleben lassen will. Charlie ist darüber entsetzt, empfand er doch die Familie als in New York ansässig, wo sein neustes Stück auf dem Broadway gezeigt werden soll. Wie kann man das vernünftig regeln, wie kann man sich einigen, ohne die letzte Reste von Sympathie füreinander zu verlieren und vor allem das eigene Kind zu schützen? Doch wie stark ist eine Liebe im Zerfallen, sind die eigenen Überzeugungen, dass auch der andere eine konstruktive Lösung erreichen möchte? So engagiert Nicole die Anwältin Nora Fanshaw (Laura Dern) und mit ihr dringen systemische Zwänge in die Lösungsmöglichkeiten. Charlie wird gedrängt ebenso einen Anwalt zu nehmen und versucht es erst beim resoluten Jay Marotta (Ray Liotta), später beim ruhigen Bert Spitz (Alan Alda). Doch schnell wird klar, die Anwälte werden gut verdienen, die Fragen, wo und mit wem der Sohn wohnen wird, wird anhand ihrer Argumentation entschieden werden. „Marriage Story“ weiterlesen

The Circle

Reality-TV-Wettbewerbs-Serie | 12 Folgen | Erstausstrahlung 2020 auf netflix

Ich gebe ehrlich zu, kein besonders großer Fan von Reality-TV Wettbewerben zu sind. Big Brother, hatte ich in meiner Studienzeit mit Kommilitonen diskutiert (selbstverständlich war das der Untergang des Fernsehens), aber nie wirklich gesehen. Einzig das Dschungelcamp schaue ich teilweise ab und an, also so im 2-3 Jahres Rhythmus und dann so 2 bis 4 mal die Woche. Trotzdem wurde ich durch einen FAZ-Artikel neugierig gemacht auf eine erstmals auf netflix veröffentlichte Serie, die dort als Social-Media-Experiment mit Inspirationen von Black Mirror beschrieben wurde. Es handelt sich im Original dabei um eine britische Show, die erstmals 2018 lief und die 2019 von Netflix hauptsächlich für den amerikanischen Markt produziert wurde, übrigens rein örtlich gesehen gleichfalls in dem für die britische Show angemieteten Wohnhaus in England. „The Circle“ weiterlesen

The Irishman

Jahr: 2019 | Regie: Martin Scorsese | Drehbuch: Steven Zaillian | Mafia-Thriller | Länge: 209 min |

Frank „The Irishman“ Sheeran (Robert DeNiro) kommt in den 1950er Jahren in Kontakt mit der Mafia, in dem er für diese, seine Lastwagenladungen manipuliert. Nachdem er angeklagt und mit juristischem Beistand der Mafia freigesprochen wird, lernt er einen der mächtigsten Männer der pennsylvanischen Mafia kennen, Russell Bufalino (Joe Pesci), für den Sheeran bald wichtige Aufträge bearbeitet und dabei vor Gewalt und Mord nicht zurückschlägt. Ein Auftrag führt in zu Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (Al Pacino), der ihm zu seinem persönlichen Leibwächter macht. Und alles könnte eigentlich ganz gut und mafiamäßig geschmeidig laufen, wenn Hoffa nicht so ein eigensinniger Mensch wäre, der sich von der Regierung und dem Kennedy-Clan verfolgt sieht und Rache schwört und mehr und mehr die guten Geschäftsbeziehungen der Mafia stört. „The Irishman“ weiterlesen