Man hat ja so seine Lieblingsautoren. Von denen liest man gern alles, was sich auftreiben lässt. Günstigerweise lässt sich von Thomas Glavinic noch eine Menge auftreiben und so fällt einem sein vierter Roman „Wie man leben soll“ in die Hände. Auch wenn man der Meinung ist, dass dieses Werk nicht an die Glanzstücke seines Oeuvres ran reicht, so erfreut man sich doch an dem wie immer ausgesprochen humorvollen Ton und dem wie immer anregenden Stil der Verwendung größtmöglicher Quantität an Indefinitivpronomen, den der Autor einen präsentiert, der in diesem Fall hier nachgeäfft wird (wenngleich auf weniger hohem literarischen Niveau). „Thomas Glavinic – Wie man leben soll“ weiterlesen
Autor: tommr
Mord mit Aussicht
Leider zu selten, kann ich von einer hervorragenden deutschen Serie berichten. „Mord mit Aussicht“ ist so ein Ausnahmefall. Das ich erst durch meine Internetvideothek mit der Serie vertraut wurde ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die Ausstrahlung der Serie in der ARD gern mit meinen Fußballzeiten kollidierte, denn gehört von der ziemlich hohen Qualität hatte ich schon vorher. Wenn ich mich recht erinnere, verließen sogar mal meine Tante und mein Onkel eine Familienveranstaltung sehr pünktlich, um rechtzeitig für eine Ausstrahlung der Sendung zu Hause zu sein (aber ganz sicher darüber bin ich nicht).
Da die Serie sehr hohe Einschaltquoten genoss und allgemein sehr gefeiert wurde, werden die meisten schon wissen worum es bei „Mord mit Aussicht“ geht. Deshalb hier nur kurz. Im Mittelpunkt steht die Großstädterin Sophie Haas (Caroline Peters), die in die Eifel versetzt wird. Das dies die tiefste Provinz ist, die man sich vorstellen kann, suggeriert dann auch der Name des Dörfchen in welchem Frau Haas ihren Dienst antreten muss, nämlich Hengasch, ganz in der Nähe der Kreisstadt Liebernich. Und wäre die Eifel nur so schön, wie sie nun mal ist, wäre alles auch halb so schlimm, aber hier Leben auch Menschen, die für einen Großstädter wie Sophie Haas recht ungewöhnlich sind. So wie ihre Kollegen auf der neuen Dienststelle. Da ist Polizeiobermeister Schäffer (Bjarne Mädel), der zwar ein gutes Herz hat, aber eine Mischung aus Provinzwachtmeister und mäßig begabten Kriminalisten ist und dadurch keine große Hilfe darstellt, wenn es um das Lösen von Fällen im Ort geht. Und spätestens hier wird es wirklich bitter, denn in Hengasch passiert einfach mal nichts. Der letzte Mord ist Jahre zurück, so dass sich auch die junge Polizeimeisterin Bärbel Schmied (Meike Droste) kaum daran erinnern kann. Doch mit Sophie Haas wird einiges anders. Zum einen schon mal dadurch, dass neu auftauchende Todesfälle genauer untersucht werden, auch wenn der ansässige Arzt Dr.Bechermann (Patrick Heyn) bei jedem neuen Toten nur zu gern auf Herzinfarkt tippt. Und siehe da, hinter dem ein oder anderen vermuteten natürlichen Tod, steckt doch ein Mord. Das passt nun gar nicht Hans Zielonka (Michael Hanemann), dem ehemaligen Polizeichef des Ortes, wird man doch den Verdacht nicht los, seine Aufklärungsarbeit der letzten Jahrzehnte war nicht frei von kapitalen Schnitzern. Zum anderen findet Sophie Haas sich in einem sehr dörflichen Gepräge wieder, deren Informationszentrale Schäffers Frau Heike (Petra Kleinert), gern auch „Muschi“ genannt, ist, welche quasi als Bild-Zeitungsersatz die Rolle der Gerüchtestreuerin einnimmt. „Mord mit Aussicht“ weiterlesen
Jonathan Franzen – Die 27ste Stadt
Jonathan Franzens Weltruhm begann um die Jahrhundertwende mit seinem Roman „Die Korrekturen“. Dies war aber schon sein dritter Roman, die beiden Vorgänger, „Strong Motion“ und „Die 27ste Stadt“ erreichten bei weitem nicht so ein großes Publikum. Aber das ist etwas ungerecht, denn beide Bücher verdienen Beachtung. Da ich „Strong Motion“ schon vor vielen Jahren durchlas, fiel meine Aufmerksamkeit auf Franzens Debüt aus dem Jahr 1988, dass erst durch den Erfolg der „Korrekturen“ ins Deutsche übersetzt wurde und daher hier 2003 herauskam. „Jonathan Franzen – Die 27ste Stadt“ weiterlesen
Inherent Vice
Ich habe meine Probleme damit, einen Film zu sehen, und danach das Buch zum Film zu lesen. Macht für mich keinen Sinn. Interessanterweise geht das aber andersherum ganz gut. Sprich; einen Film zu sehen, dessen Romanvorlage ich schon las, erweckt mein Interesse an der filmischen Umsetzung (wenn sie davon eine psychologische Tiefenuntersuchung machen wollen, dann nur los, Kommentarbox ist unten). Deshalb fiel mein Interesse auf Paul Thomas Andersons neuem Film „Inherent Vice“. Der Krimi basiert auf dem gleichnamigen Roman (warum der Filmtitel nicht wie der Roman ins Deutsche als „Natürliche Mängel“ übersetzt wurde, bleibt wie so häufig ein Rätsel der Marketing-Übersetzungsverantwortlichen) von Thomas Pynchon, dessen Werk ich hier schon mal angesprochen habe. „Inherent Vice“ weiterlesen
Birdman
Warum lesen sie diesen Blog? Zeitvertreib? Interesse an sozialen Medien? Vielleicht sogar am Kino, oder dem Film „Birdman“, der gerade vier Oscars gewann (so etwas erhöht das Interesse immer, kann man machen was man will)? Oder fragen Sie sich, warum schreibt jemand so etwas wie diesen Blog? Wieso meint dieser jemand mir seine Meinung zu einem Film aufdrängen zu müssen (und warum bitte interessieren mich denn andere Meinungen)? Und ist dieser Schreiberling nicht eigentlich vollkommen ahnungslos (hat er denn Kunst studiert, oder Filmgeschichte oder so was)? Oder lassen Sie uns gleich etwas abstrakter werden und fragen uns: was tun wir hier, auf dieser Welt überhaupt? Wozu die Zeit die bleibt, benutzen? Sollten wir nicht ständig nach dem Wahren, Schönen, Guten suchen, um unserem Tun einen Sinn zu verleihen? „Birdman“ weiterlesen
Frances Ha
Den letzten Film, den ich auf meiner alten Online Videothek sah, bevor das Abo auslief, war gleichzeitig einer der besten Filme der letzten Monate. „Francis Ha“ ist ein amerikanischer Independent Film aus dem Jahr 2012 von Noah Baumbach, den man vielleicht aus Filmen wie „Greenberg“ (muss ich mir mal ansehen) oder „Life Aquatic“ (als Drehbuchautor) kennt. Frances Halladay (Greta Gerwing) kommt aus Sacramento und macht eine Tanzausbildung in New York, wobei sie zur Finanzierung der Ausbildung kleinere Jobs annimmt und in einer WG mit ihrer Freundin Sophie (Mickey Sumner) lebt. Der Film begleitet Frances durch die ihre Verhältnisse zu Männern, die Höhen und Tiefen der Beziehung zu ihrer besten Freundin Sophie und ihrem beruflichen Werdegang, der nicht unbedingt zwei Stufen auf einmal auf der Karriereleiter nimmt. Der Aufhänger der Handlung ist aber die Wohnungssuche von Frances, die sie immer wieder mit interessanten, ungewöhnlichen und manchmal auch unsympathischen Menschen zusammenbringt. „Frances Ha“ weiterlesen
Fargo
Um die Jahreswende hielt ich es für Zeit, meine Internetvideothek zu wechseln. Das Angebot der „immerseh“ Einrichtung erschien mir nicht mehr reichhaltig genug, zumal die einzig wirklich interessante Serie, die noch auf meiner Wunschliste stand, „Boardwalk Empire“ aus dem Programm genommen wurde. Also flux gewechselt zu einem amerikanischen Anbieter ähnlichem Namens im Netz, der sogar eigene Serien produzieren lässt.
„Fargo“ gehört zwar nicht zu diesen Eigenproduktionen (sondern wurde für die Fox-Tochter FX produziert), wird aber deutschlandexklusiv auf netflix (damit hätten wir den Namen meiner neuen Online-Videothek auch gleich genannt) gezeigt, also nicht in einem Fernsehsender, sondern gleich im Netz. Das soll aber nichts über die Qualität aussagen, wissen wir doch, das 1. wirklich gute Fernsehserien im öffentlichen deutschen TV eher mitleidig behandelt werden und 2., das die Zukunft der Serie gar nicht mal unbedingt nur im Fernsehen liegen muss, sondern genauso gut im Internet. „Fargo“ weiterlesen
Wild Tales – Jeder dreht mal durch
Rache in all seinen Ausformungen ist das Thema des Episodenfilms „Wild Tales – Jeder dreht mal durch“ des Argentiniers Damián Szifrón (und auch hier bleibt mir wieder mal der Job der Filmübersetzer ein Rätsel, warum wird einem spanisch-sprachigen Film ein englischer Titel gegeben, der dann wieder den bekannt dümmlichen deutschen Untertitel bekommt?). In sechs Episoden wird vom Ausbruch menschlicher Emotionen berichtet, der lösbare Probleme nur noch schlimmer macht und zu unlösbaren Konflikten führen kann. Wir werden Gäste einer Flugreise, erleben einen Restaurantbesuch, sehen was für Auswüchse der Straßenverkehr haben kann, müssen unsachgemäßes Abschleppen von Autos ansehen, eine Krisensituation in einer gutbetuchten Familie erfahren und zu guter Letzt eine Hochzeit, die bei Gästen und Brautpaar wohl unvergessen bleiben wird. „Wild Tales – Jeder dreht mal durch“ weiterlesen
Die Brücke
Europäische Serien haben es immer etwas schwer, denn zumeist sind ihre Story und ihre Produktionsmittel dünner, als bei ihren amerikanischen Pendants. Rühmliche Ausnahmen bilden dabei einige wenige skandinavische oder britische Produktionen, so wie beispielsweise „Die Brücke“, eine schwedisch-dänische Co-Produktion, deren dämlichen deutschen Untertitel „Transit in den Tod“ ich lieber nur ganz kurz erwähnen möchte. Die Serie war so erfolgreich, dass gleich zwei Remakes davon gemacht wurden. Zum einen, eine amerikanische Version und auch eine britische. Selbstredend schauen wir hier nur das skandinavische Original. „Die Brücke“ weiterlesen
Interstellar
Christoper Nolans neuester Film „Interstallar“ lässt den Zuschauer mal wieder nachdenklich zurück. Zuviel scheint gesagt zu werden in dem rund 165 Millionen Dollar teuren Science-Fiction Film, der eine beachtliche Länge von 169 min aufweist. Worum geht es?
Wir erleben eine nicht allzu weit entfernte Zukunft. Die Erde scheint dem Untergang geweiht, besser formuliert: nach nicht näher genannten Katastrophen hat sich das Klima auf der Erde so verändert, dass der Nahrungsanbau immer komplizierter wird. Sandstürme fegen über das Land, die menschliche Innovationskraft scheint zugunsten einer reinen Überlebensstrategie geopfert zu sein. Aus Weltraumpiloten werden Farmer, so wie Cooper (Matthew McConaughey) der mit seinem Schwiegervater (John Lithgow) und seinen beiden Kindern Murphy (Mackenzie Foy) und Tom (Timothée Chalamet) irgendwo auf dem Land in Amerika lebt. Nach einem schweren Sandsturm kehrt die Familie nach Hause zurück und erlebt eine erstaunliche Anomalie der Gravitation in Murphys Zimmer, denn die fallenden Sandkörner erscheinen dort als eine Art Strichcode auf den Boden. Dieser Code sind Koordinaten, der Cooper zur letzten verbliebenen Einrichtung der NASA führt. Dort muss er vom Leiter der Einheit Prof. Brand (Michael Caine) erfahren, dass das Aussterben der Menschheit auf der Erde nicht mehr abzuwenden ist. Er bereite aber eine Mission vor, welche die Menschheit retten könne. Cooper werden zwei Pläne vorgestellt. Plan A sucht nach einer Theorie, um die lebende Bevölkerung von der Erde fort zu bringen, Plan B ist weniger ambitioniert und soll menschliche Eizellen zu einem bewohnbaren Planeten bringen, um die Spezies weiterleben zu lassen. Cooper beschließt seine Familie zu verlassen, um seinen Teil zur Erfüllung Plan A’s zu leisten. Hilfreich für die Mission ist dabei ein Wurmloch was seit einigen Jahrzehnten unweit des Saturns aufgetaucht ist und eine Reise in einen unendlich weit weg gelegenen Raum ermöglicht. „Interstellar“ weiterlesen