Stirb langsam

Jahr: 1988 | Originaltitel: „Die Hard“ | Regie: John McTirnan | Action-Thriller | Länge: 131min | Location: Los Angeles

Meiner persönlichen und bisher nicht erzählten Legende nach, war „Stirb langsam“ der erste Film, den ich mal allein nach dem Zubettgehen meiner Eltern im Fernsehen gesehen hatte. Es war ein Samstagabend und es war nach 22 Uhr, als auf Pro7 oder Sat.1 irgendwann zu Beginn der 90er Jahre „Stirb langsam“ gezeigt wurde. Damals war es für mich, der beste Actionfilm aller Zeiten und Bruce Willis wurde sofort zu meinem absoluten Lieblingsschauspieler und das blieb durchaus so für ein paar Jahre. Heute hat sich „Stirb langsam“ zu einem Weihnachtsfilm gewandelt, der regelmäßig am 24.12. im Abendprogramm gezeigt wird.
Das liegt wohl weniger an der wenig festlichen Thematik zu tun, dass eine Bande von Terroristen, angeführt von Jack Gruber (Alan Rickman), dass fast menschenleere Nakatomi Building ausrauben möchte, weil sich in dessen Keller über 600 Millionen Dollar befinden sollen. Nur im 30. Geschoss gibt es noch eine Weihnachtsfeier der Nakatomi Group, denn es ist Heilig Abend, was dann auch erklärt, warum der Film es ins Weihnachtsprogramm geschafft hat (es kommt nicht ein Weihnachtsmann im Film vor). Bei eben jener Festivität der Unternehmensspitze befindet sich auch Holly Genaro (Bonnie Bedelia), die eine aufstrebende Karriere im Unternehmen macht, unter den Gästen, während ihr Mann, John McClane (Bruce Willis) der als Polizist in New York weiterlebt, was dem Familienleben nicht gut getan hat, als Überraschungsgast kommt. McClane kann dem Überfall auf die Weihnachtsfeier entkommen und sieht sich allein im Kampf gegen die professionell organisierten Kriminellen. „Stirb langsam“ weiterlesen

Undine

Jahr: 2020 | Regie & Drehbuch: Christian Petzold | Liebesdrama | Länge: 90 min | Location: Berlin

Undine ist eine Figur alter deutscher Sagen. Sie ist ein Wassergeist, der erst dann eine Seele bekommt, wenn sie mit einem Menschen vermählt ist. Wenn der Ehepartner jedoch untreu wird, dann wird Undine ihn töten.
Als Johannes (Jakob Matschenez) die Museumsführerin Undine Wibeau (Paula Beer) verlässt, droht sie ihm umzubringen, ganz wie der Mythos es sagt. Doch er verlässt das Café, Undine sucht ihn und findet dabei Christoph (Franz Rogowski), der gerade Undines Vortrag über Berliner Stadtmodelle anhörte. Und während der etwas tollpatschige Christoph noch kurz erwähnt, er wäre Industrietaucher, fällt auch schon das große Aquarium auf beide herab und ergießt sich über das neu entstehende Liebespaar. „Undine“ weiterlesen

Philip Roth – Empörung

Loslassen ist bekanntlich nicht nur eine physische Tätigkeit, in dem Sie beispielsweise ihr Handy loslassen, sondern es ist auch das Kappen von emotionalen menschlichen Verbindungen. Ein solches Loslassen fordert der junge Student Marcus von seinem Vater ein. Marcus, dem man sich als vorbildlichen Sohn vorstellen kann, der ein klares Verständnis vom Leben hat, von Recht und Pflicht und der dazu neigt sehr zurückhaltend zu sein, wenn es um den Genuss der Abenteuer des Lebens geht. Aber sein Vater engt ihn zunehmend ein, will ihn beschützen, wie eine Glucke ein Küken. Zugegeben fällt mir Loslassen wohl ebenso schwer, wie Marcus Vater, aber symphatisch macht es ihn deshalb trotzdem nicht.
Vom ihm aus Newark entfliehend, setzt Marcus seine universitäre Ausbildung in Ohio fort, viele Busstunden von der väterlichen Metzgerei und seinem Einfluss entfernt. Wir schreiben das Jahr 1950 und während in Korea ein schlimmer Krieg tobt, der ersten gewaltsamen Auseinandersetzung des Kalten Kriegs, versucht Marcus sich auf dem neuen College zurecht zu finden, einer sehr religiösen Einrichtung, die durch strenge konservative Regeln geprägt ist. „Philip Roth – Empörung“ weiterlesen

Triple Frontier

Jahr: 2019 | Regie & Drehbuch: J.C. Chandor | Action-Thriller | Länge: 125min

Seit ich eines Samstags nachts „Margin Call“ von J.C. Chandor sah, bin ich ein großer Fan des amerikanischen Regisseurs. Und da mal wieder Samstag war und Netflix Chandors 2019er Film im Programm hat, lag die Besichtigung einer dreifachen Grenze nahe.

Santiago „Pope“ Garcia (Oscar Issac) sucht als Militärberater im kolumbianischen Dschungel nach Drogenboss Lorea. Seine Informantin Yovanna (Adria Arjona) gibt ihn den Hinweis das Loreas Millionen in seinem Haus mitten im Dschungel versteckt sind. Pope heuert alte Bekannte aus gemeinsamen Militärzeiten an, Tom „Redfley“ Davies (Ben Affleck), der die Planung der Erstürmung des Hauses übernehmen soll, die Brüder „Ironhead“ (Charlie Hunnam) Ben Miller (Garrett Hedlund) sowie Pilot „Catfish“ Morales (Pedro Pascal) sollen helfeb im Anwesen das Geld zu rauben, Lorea zu töten und mit möglichst vielen Millionen wieder zu verschwinden. „Triple Frontier“ weiterlesen

Cihan Acar – Hawaii

Kemal Arslan ist zurück in seinem Heimatviertel Hawaii, einem Stadtteil von Heilbronn, der von vielen Migranten geprägt ist. Er ist erst 21 Jahre alt, hat aber schon so einiges erlebt. Er war Fußballprofi in der Türkei, aber durch einen Unfall ist seine Karriere ruiniert und so steht die Frage im Raum, was er mit dem Rest seines Leben noch anfangen soll. Wir begleiten ihn vier Tage durch die Sommerhitze Heilbronns, wo die Trinkwasserprobleme als Symbol für eine größere Krise erscheinen, in einer Stadt, wo sich die Stimmung nicht nur wegen der Temperaturen immer weiter aufheizt. „Cihan Acar – Hawaii“ weiterlesen

Der schmale Grat

Jahr: 1998 | Originaltitel: „The Red Thin Line” | Regie & Drehbuch: Terrence Malick | Kriegsdrama | Länge: 170min | Location: Guadalcanal Island (Südpazifik)

Das Leben auf unserem Planeten existiert in den vielfältigsten Formen und die Natur der Erde geizt nicht damit anzuzeigen, dass sie die wunderschönsten und absonderlichsten Dinge für uns bereit hält, die mit uns Menschen gemein haben, dass sie ebenso leben. Die Menschen wiederum haben als einzige Spezies eine ganze Sammlung von Ideen über das Leben gedacht, geschrieben und verfilmt, was das denn dieses Leben als solches bedeuten könnte. Die Frage nach der Bedeutung des Lebens ist also so etwas wie eine anthropologische Tatsache und ihre Antwort wird mitbestimmt von der Einsicht der Endlichkeit des Lebens und seinem Ablauf im Tod. Schaut man auf das Zusammenleben der Menschen, so gibt es wohl nur wenige Erfindungen, die den Tod so elementar beinhalten, wie der Krieg. Leben, so könnte man sagen, wird an der Bruchstelle, seiner unmittelbaren Verlustgefahr, am deutlichsten, am spürbarsten oder eben am sinnfälligsten. Das Leben beleuchten, in dem man den Krieg beschreibt ist das gedankliche Grundgerüst von Terrence Malicks Epos „Der schmale Grat“, dem vielleicht besten je gedrehten Kriegsfilm, einen weiteren Streifen aus der Reihe „Filmklassiker der Jahrtausendwende“. „Der schmale Grat“ weiterlesen

Matrix

Jahr: 1999 | Originaltitel: „The Matrix“ | Regie & Drehbuch: Wachowski – Geschwister | Science-Fiction Action Film | Länge: 136min

In unserer – niemals vorher so angekündigten und irgendwie mir gerade einfallenden Reihe – „Filmklassiker der Jahrtausendwende“ schauen wir in die Matrix, einen der stilbildendsten Filme jener Zeit, der zahlreiche Referenzen bis ins Alltagsleben hinein hinterlassen hat (wie dem weißen Kaninchen folgen, oder ein Déjà-vu haben). Tatsächlich war mir das gar nicht bewusst, denn ich habe den Film dieses Jahr, also 21 Jahre nach Veröffentlichung, erstmals gesehen (und ja, geneigter Leser, sie haben recht, für einige Sachen lasse ich mr wirklich viel Zeit). Doch bevor ich etwas darüber schreibe, was man im Jahr 2020 an (oder in?) der Matrix so finden kann, ein winziger Blick in den Inhalt der Geschichte für alle, die noch langsamer als ich sind, oder dem Wunder der späten Geburt angehören und bisher keine Zeit für Klassiker hatten. „Matrix“ weiterlesen

Das Damengambit

Idee. Scott Frank, Allen Scott | Originaltitel: „The Queen’s Gambit“ | Mini-Serie | 7 Folgen |Erstausstrahlung 2020 auf Netflix

Ich gebe an dieser Stelle zwei Dinge zu. Erstens ich bewundere Schachspieler und zweitens in den wenigen Malen, in denen ich mich als solcher mit einem Konkurrenten gemessen habe, habe ich schnell gemerkt, dass ich diesem Spiel geistig nicht gewachsen bin. Das ist überhaupt ein entscheidender Punkt, bei meiner Bewunderung des Schachspiels, es gibt mir die Aura des über viele Züge im Voraus zu planenden Kampfes von intellektueller Potenz und vielleicht ist es diese Aura, die mich auch davon abhält, das Spiel selbst zu spielen. Aber Anschauen finde ich gut (es hat schon etwas, in einem Café zwei Schachspielern bei ihrem Tun zuzusehen), noch besser aber finde ich, eine Geschichte um die Personen herum zu erfahren, die mit solcher cerebralen Eigenschaften ausgestattet sind. Das sind dann meistens kleine Genies (oder haben Sie je einen saudummen Schachspieler erlebt?) die, um dem Unterhaltungsfaktor gerecht zu werden, auch die ein oder andere persönliche Eigenheit haben. Und auch die Schachhistorie bietet spannende und kontroverse Gestalten, so wie beispielsweise Bobby Fisher. „Das Damengambit“ weiterlesen

David Mitchell – Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

In Zeiten wie diesen – und an dieser Stelle müssen wir nicht groß rumdrucksen – die allgemein, aber auch individuell durchaus als bescheiden und schlechter bezeichnet werden können, ist die Lektüre eines Buches eine der wenigen brauchbaren Alternativen aus der zunehmenden Einsamkeit der Welt. „David Mitchell – Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“ weiterlesen

I Know This Much Is True

Idee: Derek Cianfrance | Drama – Miniserie | 6 Folgen | Erstausstrahlung 2020 auf HBO

Es ist wahrscheinlich viel mehr als postmoderner Zeitgeist, dass die Suche nach Wahrheit ein Fischen im Trüben mit der Hoffnung auf Licht ist, dass aber auch das Licht nie wirklich fest zu machen ist. Was ist also noch wahr? Was zählt? „I know this much is True“ begibt sich in die frühen 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, in den Nordosten der USA nach Conneticut und begleitet Dominick Birdsey (Mark Ruffalo) auf die Reise seines Lebens, um die Fundamente seines Lebens zu untersuchen. Da ist als erstes sein Zwillingsbruder Thomas (ebenfalls Mark Ruffalo), der mit seinen mittlerweile über 40 Jahren immer wunderlicher wird und schizophrene Züge aufweist. Aufgewachsen bei einer sorgsamen Mutter (Melissa Mio) und einem eher herrischen Vater (John Procaccino), der Dominick immer über Thomas stellte, beginnt Thomas seit dem College mit dem Leben zu fremdeln, während Dominik Dessa (Kathryin Hahn), die Frau seines Lebens trifft und mit ihr eine Familie aufbaut, die wiederum an einer Tragödie zerbricht. Thomas, zeitlebens ein Einzelgänger, lebt mehr und mehr im Wahn und begeht in einer öffentlichen Bibliothek einen körperlichen Anschlag auf sich selbst, wobei er in eine geschlossene Anstalt verlegt wird. Hier möchte Dominick ihn herausholen und gewinnt für seinen Kampf die Sozialarbeiterin Lisa Sheffer (Rosie O’Donnell). „I Know This Much Is True“ weiterlesen