Boardwalk Empire

In den letzten Monaten habe ich mich etwas schwer getan mit Serien. Irgendwie hat es nie so recht gepasst. Die zweite Staffel von „House of Cards“ wurde irgendwie immer durchsichtiger in ihrer Struktur, weshalb ich erst mal aufhörte, mich darum zu bemühen. Dann schaute ich in eine britische Serie namens „Derek“ rein, die zweifellos sehr sehenswerte Ansätze hat, denn eine Dramedy über ein Altersheim sieht man nicht alle Tage, aber die auch so simpel aufgebaut war, dass man die nächste Szene immer schon im Voraus erahnen konnte.

Also zurück zu einstmals angefixten Sachen. Kurz bevor ich watchever
zugunsten von netflix aufgab, lief dort für sehr kurze Zeit „Boardwalk Empire“. Den Piloten fand ich ganz spannend, also bemühte ich mich um die 1.Staffel, die recht kostengünstig im Einzelhandel zu finden war. „Boardwalk Empire“ weiterlesen

Denis Johnson – Train Dreams

Von „Trains Dreams“ las ich das erste Mal in einem Roman. Der Autor, dem ich durch jenes Buch und weitere Werke sehr gewogen bin, gab dort an, dem Buch von Dennis Johnson sehr gewogen zu sein. Seit diesem Moment ging mir die Novelle „Train Dreams“ nicht mehr aus dem Kopf. Mir ist durchaus bewusst, dass Lobpreisungen in Romanen nicht immer ernst gemeint sein müssen, aber meine Neugier war nun eben mal geweckt. Und außerdem können bei mir zwischen geweckter Neugier und letztendlichem Lesen durchaus auch Jahre liegen. „Denis Johnson – Train Dreams“ weiterlesen

Javier Marías – Alle Seelen

„Alle Seelen“ ist zu den früheren Werken von Javier Marías zu zählen. Da ich schon eine Weile nichts mehr vom Madrilenen gelesen hatte und mich irgendwie nicht an das Opus Magnum „Dein Gesicht morgen“ traue (weil ganz schön lang) habe ich mir eben einen etwas älteren und auch kürzeren Roman besorgt. Dieser wurde 1989 veröffentlicht und handelt von einem spanischen Dozenten, der zwei Jahre lang in Oxford an der Universität arbeitet. In dieser Zeit, die ihm verwirrend und unklar vorkommt, in der er nicht sein eigentliches Leben zu leben scheint, lernt er einige neue Menschen kennen, die aber allessamt nach jenen zwei Jahren aus seinem Leben entschwinden. So wie Cromer-Blake, sein Kollege und Freund vom Department für spanische Literatur oder Rylands, die graue Eminenz der Literaturwissenschaften in Oxford. Nicht zu vergessen Claire Baynes, selbst Dozentin, die zur Geliebten des namenlosen Ich-Erzählers wird und das obwohl sie einen Mann und einen Sohn hat. „Javier Marías – Alle Seelen“ weiterlesen

Thomas Glavinic – Das Leben der Wünsche

Die wohl fundamentalste Frage, die man an sich selbst richten kann ist, wer bin ich? Lösen kann man diese Frage nie vollständig, ignorieren kann man sie zeitlebens. Aber wenn man sich dem Thema nähern möchte, kann man beispielsweise reflektieren, was man sich im (oder vom) Leben wünscht. Und hier sind weniger konsumistische (das neue Smartphone) oder punktuelle (dem Mann vor mir in der Schlange zur Kasse weniger Lebensmittel im Wagen) Wünsche gemeint, sondern das was tief in uns schlummert. Wünsche die wir vielleicht verdrängen, bei denen wir wissen, dass es Wünsche bleiben werden, die wir nicht für realistisch halten, oder vor deren Erfüllung wir gar Angst haben. Thomas Glavinic analysiert in seinem 2009er Roman „Die Welt der Wünsche“ genau dieses Szenario.

Wir erleben Jonas, denn der Leser schon aus dem Roman „Die Arbeit der Nacht“ kennt. Ob es der selbe Jonas ist, wie dort, spielt eigentlich keine Rolle. Jonas hat eine Frau, Helen, und zwei Söhne, Chris und Tom. Er arbeitet in einem eher mittelmäßigen Job, sein Vater sitzt nach einem Schlaganfall im Altenheim, seine erste Liebe und immer noch gute Freundin Anne ist unheilbar krank, seine Mutter schon lange Tod. Die Ausflucht und der Hoffnungsstrahl seiner Welt ist neben seinen Söhnen, Marie. Sie ist nicht nur seine Geliebte, sondern sie ist seine Bestimmung, der Mensch dem man unerbittlich, unendlich, einzigartig liebt. Ungünstigerweise ist auch Marie verheiratet und hat einen Sohn. Beide wollen für ihre Liebe, ihre eigentlichen Familien, ihr Umfeld, ihr gewohntes Leben nicht verlassen.
In einem Park trifft Jonas eine zwielichtige Person, der ihn um eine Sekunde bittet. Er weiß alles über Jonas, weiß von seiner Affäre, aber er will ihn nicht erpressen. Ganz im Gegenteil, er schenkt ihm drei Wünsche, was Jonas verwirrt. Aus ihm sprudeln eine ganze Reihe von Ideen heraus, jedoch beschließt er, dass er nur einen einzigen Wunsch hat, nämlich das alle seine Wünsche in Erfüllung gehen. Und so endet dieses Treffen und Jonas Leben geht weiter, so wie er es gewohnt ist. Langsam jedoch schleichen sich Veränderungen ein. „Thomas Glavinic – Das Leben der Wünsche“ weiterlesen

Helge Schneider – Satan Loco

So mindestens einmal in der Dekade gerate ich in Helge Schneider Fieber. Ob das mit den derzeitigen Temperaturen zu tun hat wage ich zu bezweifeln, aber es ist tatsächlich recht praktisch sich Literatur der „singenden Herrentorte aus Mülheim“ vorzunehmen, wenn man beispielsweise beim Sonnenbad Bräunungsstufen erreichen möchte, die selbst im Solarium zu entsetzen führen würden und dafür leicht verdauliche Kost in Zeilenform bevorzugt .

„Satan Loco“ ist wurde von mir in drei Tagen gelesen und man hat ständig das Gefühl das Helge Schneider nicht viel mehr Zeit für das Verfassen der rund 130 Seiten aufgewendet hat. Aber das ist Schneiders Stil, das fast schon abstrus simpel und kindlich wirkende, was dann aber tatsächlich an den einen oder anderen Stellen tiefschürfend, banal-genial und kreativ wirkt. Das hat zur Folge das man bei „Satan Loco“, auf eine Detektivgeschichte trifft, deren Inhalt zu platt für eine Kurzzusammenfassung ist, die aber tatsächlich einigen Spaß beim Lesen bereitet und ideale Freibad, Strand, Liegestuhl oder was auch immer Lektüre darstellt.

Grand Jeté – der große Sprung

Jetzt ist es ja so. An sommerlich heißen Tagen, wie diesen, entflieht man der Hitze so gut es geht, man legt sich ins Freibad oder an eine Fontäne, die kalt genug aussieht und schwitzt mit sich und der Sonne um die Wette. Bewegen muss man sich nicht dabei, im Grunde ist gar nichts tun der Sinn des Moments. Erst am Abend bevorzugt man geistige Ablenkung und da bot das Festspielhaus Hellerau gestern eine wunderbare Möglichkeit die Hitze zu vergessen und sich wichtigeren Themen als dem Wetter zu widmen. „Grand Jeté – der große Sprung“ weiterlesen

True Detective – Staffel 1

Es gibt Serien, die möchte man sofort nach dem Ende nochmal schauen. So auch die erste Staffel von „True Detective“. Das hat zwei Gründe, erstens viel es mir etwas schwer Matthew McConaughey im „texanischen“ Original zu verstehen, zweitens ist die Serie ein acht Folgen langes, filmisches Meisterwerk.

Bei „True Detective“ haben wir es mit einer Mini-Serie zu tun, die man genauso gut also als achtstündigen Film bezeichnen könnte. Verantwortlich waren der Drehbuchautor Nick Pizzolatto und Regisseur Cary Joji Fukunaga.

Ein Fall aus dem Jahr 1995 wird wieder aufgerollt. Ein Ritualmord wurde an der Prostituierten Dora Kelly Lange verübt. Die beiden Polizisten Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson), die damals für den Fall eingeteilt waren, könnten unterschiedlicher nicht sein. Cohle ist intelligent, arrogant und ein Misanthrop erster Güte, während Hart ein Familienmensch ist, der seine Vaterrolle sehr wichtig nimmt, allerdings vor immer größere Probleme mit seiner Frau Maggie (Michelle Monaghan) tritt, aber im Allgemeinen mit Menschen ganz gut zu Recht kommt.
Die Serie handelt von der Aufklärung dieses Mordfalles aus der heutigen Rückschau, denn der Erzählrahmen spielt im Jahr 2012, als die beiden Detectives Maynard Gilbough (Michael Potts) und Thomas Papania (Tory Kittles) die Ermittlungen wieder aufnehmen und die damaligen Detectives zu Interviews einladen, allerdings unter der Warte, dass das Verhalten von Rust Cohle in den letzten Jahren einige Rätsel aufgab. „True Detective – Staffel 1“ weiterlesen

Unbreakable Kimmy Schmidt

Wirklich witzige Comedyserien können sich Sägewerkmitarbeiter an einer Hand abzählen. Da ist es schön, dass die amerikanische Komödiantin Tina Fey, ihre neue Serie an Netflix verkaufte, wo sie seit dem 6.März zu sehen ist. Fey, die einige sicherlich auch als Erfinderin und Hauptdarstellerin der wunderbaren Serie „30 Rock“ kennen, lieferte für „Unbreakable Kimmy Schmidt“ die Idee und leitete die Produktion.

Wie der Name sagt, steht Kimmy Schmidt (Ellie Kemper) im Mittelpunkt der Handlung. Gemeinsam mit drei anderen Frauen wurde sie 15 Jahre lang in einem Bunker von einem den Weltuntergang vorhersagenden Priester gefangen gehalten. Nach ihrer Befreiung beschließt Kimmy, ihr Leben in New York neu zu beginnen. Dort wohnt sie in einer WG mit dem eher glücklosen Musical-Darsteller Titus Andromedon (Tituss Burgess) und bekommt einen Job als Mädchen für alles bei der Millionärsgattin Jacqueline Voorhes (Jane Krakowski). „Unbreakable Kimmy Schmidt“ weiterlesen

Thomas Pynchon – Bleeding Edge

Thomas Pynchon ist einfach ein Faszinosum. Der Autor von dem keine (aktuellen) Fotos existieren und der bei den Simpsons mit einer Papiertüte über den Kopf dargestellt wird, hat 2013 seinen neusten und nunmehr achten Roman veröffentlicht. Diesmal widmet er sich zwei Ereignissen, die unser Leben seit dem Anfang des Jahrhunderts verändert haben. Das eine ist der „11.September“, das andere „Ereignis“ ist das Internet.

Als Leser folgen wir Maxine Tarnow, einer privat ermittelnden Wirtschaftsdetektivin. Sie lebt mit ihren beiden Söhnen allein, da die Ehe mit ihrem Mann Horst nicht richtig funktionieren will. In ihren tagtäglichen Fällen stöbert Maxine sich durch die Welt der Wirtschaftskriminalität, liest Excel Tabellen auf fehlerhafte Rechnungen aus und findet die Lücken, wo Geld abgezweigt wird und in undurchsichtige Kanäle verschwindet. Ein alter Freund, Reg, hat den Auftrag bekommen die Internetfirma „hashslingrz.com“ (ein „hash slinger“ ist eine unhöflicher Kellner oder Koch in einem runtergekommenen Diner) zu dokumentieren, aber diese wirkt auf ihn zunehmend suspekt und er bittet Maxine, sich das Unternehmen etwas genauer anzusehen. Dabei stößt sie auf die dubiosen Machenschaften das Dot.Com Oligarchen Gabriel Ice. Dieser scheint an fast jedem Internetunternehmen beteiligt zu sein und kauft immer weiter ein. Sein Interesse, scheint sich auch auf ein Projekt von zwei von Maxines Freunden zu richten. Vyrva und Justin schicken ihre Tochter auf die gleiche jüdische Schule wie Maxine ihre Söhne. Justin hat zusammen mit einem Freund ein Programm namens „DeepArcher“ (sprich: Departure) entworfen, eine Art von second life, eine virtuelle Realität. Das Programm versteckt sich im schwer zugänglichen Teil des Internets im Deep Web, benutzt aber eine Verschlüsselung, auf die es scheinbar die ganze Welt abgesehen hat. „Thomas Pynchon – Bleeding Edge“ weiterlesen

Big Eyes

„Big Eyes“ ist Tim Burtons neuester Film und mit einigem Überraschen musste ich feststellen, dass ich seit “Charlie und die Schokoladenfabrik” (und das war 2005) keinen Film mehr des Meisters des schrägen und optisch eindrücklichen Filmes mehr gesehen habe. Da kommt „Big Eyes“ gerade recht. „Big Eyes“ weiterlesen