Wolf Haas – Brennerova

Jetzt habe ich mich über den neuen Brenner Roman gemacht. Die Krimis von Wolf Haas sind meiner Meinung nach ideal für den Sommer geeignet. Wunderbar fließend zu lesen, sehr amüsant und durchaus auch etwas hintergründig. Diesmal ist der Brenner, der immerhin 19 Jahre im Polizeidienst war und nun schon seit Jahren sich irgendwie durchschlägt, in Frauengeschichten (Achtung: Mehrzahl!) verwickelt. Da ist zum einem die Begegnung mit der Herta, seiner Ex-Freundin, die fast zu einem Unfall führt, aber dadurch auch dazu, dass sich beide wieder näher kommen. Und da ist die Nadeshda, die der Brenner über das Internet kennengelernt hat und die wiederum um ihre Schwester Serafina fürchtet, weshalb sie den Brenner um dessen detektivische Mitarbeit bittet, was ihn aber in die Wiener Unterwelt führt, in die Welt der Zuhälter und Tätowierer. Doch nicht nur dort muss sich der Brenner aufhalten, im Zeitalter der Globalisierung und des Internets führt es ihn auch aus Wien heraus in die weite Welt. „Wolf Haas – Brennerova“ weiterlesen

Paul Ingendaay – Gebrauchsanweisung für Spanien

Außer meinem Heimatland ist mir kein Land so nah, wie Spanien. Was läge da näher, bei einem Besuch im geschätzten „Zweitbuch“ in Wiesbaden das Sonderangebot „Gebrauchsanweisung für Spanien“ von Paul Ingendaay zu erwerben und das aus drei Gründen. Der Wichtigste: ich mag Paul Ingendaay‘s Blog über Spanien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und habe diesen immer mit großem Interesse gelesen, auch wenn ich ihn in letzter Zeit nicht mehr finde. Zweitens, ich war an jenem Tag im Buchladen eigentlich auf dem Weg nach Spanien und drittens (und am wenigsten wichtig), im „Zweitbuch“ sind (fast) alle Bücher immer billiger, was mich automatisch animiert etwas zu kaufen und dann kaufe ich natürlich das Beste was ich sehe. „Paul Ingendaay – Gebrauchsanweisung für Spanien“ weiterlesen

Better Call Saul – Staffel 2

Die 2.Staffel von „Better Call Saul“ beim Prequel von „Breaking Bad“ lädt uns wieder ein, das Leben des Anwalts Saul Goodman zu betrachten. Wie auch schon in der ersten Staffel gibt es den Namen Saul Goodman noch gar nicht, denn es handelt sich um Jimmy McGill (Ben Odenkirk), der sein Glück als Anwalt versucht. Aber wie auch bei „Breaking Bad“ ist auch diese Serie eine Geschichte des Verfalls, oder vielleicht besser eine Geschichte die die Wege in die Abgründe des menschlichen Seins verdeutlicht. Der größte Unterschied zu Breaking bad bleibt die Geschwindigkeit. Während in letztgenannter Serie der Abstieg und die Verwegenheit des Absturzes geradezu atemberaubend schnell von statten geht, ist es bei Better Call Saul eher der langsame Weg nach unten. „Better Call Saul – Staffel 2“ weiterlesen

Thomas Glavinic – Unterwegs im Namen des Herren

Im Jahre des Herrn 2011 kam Thomas Glavinics Reiseroman „Unterwegs im Namen des Herren“ heraus. Er beschreibt die Reise des Alter Egos Glavinic mit seinem Freund Ingo in den bosnischen Pilgerort Medjugorje. Die beiden Herren wünschen sich, ein näheres Bild von einer Pilgerreise zu machen. Gemeinsam mit anderen, mehr oder weniger streng gläubigen Menschen, fahren sie von Wien aus per Bus (wundervoller erster Satz des Buches: „Sechs Uhr früh ist eine Uhrzeit, die ich sonst nur von der anderen Seite her kenne.“) auf den Balkan. Als Atheisten beobachten sie das Geschehen, sind aber nicht wirklich von den Botschaften begeistert, doch irgendwie bleibt doch etwas Hängen bei diesem drei Tages-Trip zwischen Himmel und Hölle. „Thomas Glavinic – Unterwegs im Namen des Herren“ weiterlesen

Thomas Pynchon – Gegen den Tag

Über ein halbes Jahr hat mich „Gegen den Tag“ begleitet, ich kann mich nicht erinnern je so lange für einen Buch gebraucht und es trotzdem beendet zu haben. Doch das ist keinesfalls als Kritik am Werk zu verstehen. Fast 1600 Seiten stark ist Pynchons sechster Roman, der 2006 veröffentlicht wurde. Trotz dieser Länge und dem Hang des Autors, Sätze unter einer Zeilenlänge von drei nicht wirklich beginnen und schon gar nicht enden lassen zu wollen, ist es ein grandioses Werk und mit Sicherheit das Beste, dass ich vom großen Unbekannten der amerikanischen Gegenwartsliteratur las. „Thomas Pynchon – Gegen den Tag“ weiterlesen

Peter Stamm – Weit über das Land

Mit Peter Stamms neustem Roman „Weit über das Land“ fremdle ich ein wenig. Eine Familie kommt aus dem Urlaub zurück, es ist einer der letzten heißen Augusttage und die Eltern Astrid und Thomas sitzen auf der Terrasse und verabschieden den Sommer mit einem Glas Wein und der Sonntagszeitung. Der kleine Sohn ruft, Astrid geht ins Haus und Thomas geht fort. Er verlässt die Familie von jetzt auf gleich, ohne ein Wort zu sagen. Er hat keinen Plan, nur seine Freiheit, nur den Moment. Astrid bleibt zurück mit den Kindern. „Peter Stamm – Weit über das Land“ weiterlesen

Braunschlag

Mein Kollege bezeichnet faszinierende Dinge, die er im Internet findet, gern als Perlen und seit es die Seite „Perlentaucher“ gibt, glaube ich, dass dies ein allgemein gebräuchlicher Ausdruck dafür ist. Nun ist es so, dass auch ich auf eine Perle gestoßen bin. Geschehen in meiner Internet-Videothek, als ich etwas sinnentleert rumklickte und auf die österreichische Mini-Serie „Braunschlag“ aus dem Jahr 2012 traf und beim Lesen des Titels, dies für ein Nazi-Drama hielt. Dem ist aber ganz und gar nicht so, vielmehr ist es neben, „Mord mit Aussicht“ das beste deutschsprachige TV-Produkt der letzten Jahre. „Braunschlag“ weiterlesen

Jürgen Kocka – Geschichte des Kapitalismus

Der Kapitalismus ist ein vielbesprochenes Ding. Seine Errungenschaften wurden gepriesen, aber genauso werden ihm nicht gerade wenige unschöne, wenn nicht gar zerstörerische Sachen vorgeworfen und auch sein Ende ist ein gern diskutiertes Thema (von Peter Licht auch sehr schön besungen, wie hier: https://youtu.be/fYEcMuRhYas)

Der renommierte Sozialhistoriker Jürgen Kocka legte 2014 ein kleines rund 140 Seiten starkes Bändchen vor, was sich mit der Frage der Geschichte des Kapitalismus befasst. Nach der Einführung, die durchaus klar macht, dass der Begriff „Kapitalismus“ heute eher skeptisch betrachtet wird und die drei grundlegende Denker der Kapitalismuskritik Marx, Weber und Schumpeter sehr kurz vorstellt, folgt eine erste Arbeitsdefinition, was man unter Kapitalismus überhaupt verstehen könnte (ein tatsächlich heute umso wichtigerer Arbeitsschritt, hat man doch das Empfinden, begriffe werden gerade in der öffentlichen Diskussion immer mehr von einem Gefühl bestimmt, als das sie wirklich durchdachte Erklärungen bieten). Kapitalismus beruht bei Kocka auf individuellen Eigentumsrechten und dezentralen Entscheidungen, die wiederum zu Gewinnen oder aber auch Verlusten führen können. Im Kapitalismus findet die Koordinierung der Akteure über Märkte, Preise und Wettbewerb statt, was sowohl Arbeitsteilung, als auch die Geldwirtschaft voraussetzt. Kapital ist grundlegend für dieses Wirtschaften, denn es impliziert die Investition in der Gegenwart mit der Hoffnung auf Vorteilen in der Zukunft. Darin spiegeln sich sowohl die Form der Kreditvergabe, als auch die Maßgabe das Profit als Erfolgsfaktor anerkannt wird. „Jürgen Kocka – Geschichte des Kapitalismus“ weiterlesen

The Revenant

Jetzt hat also Leonardo DiCaprio seinen Oscar bekommen. Und zwar für „The Revenant“, einen Film von Alejandro Iñárritu, der bei der Verleihung 2016 auch gleich den Preis für die beste Regie gewann. Das ich noch nichts über den Film erzählte, obwohl ich ihn schon vor einiger Zeit sah, hat weniger mit DiCaprio zu tun, als mit meiner mäßigen Begeisterung, über mittelmäßige Filme zu schreiben. Aber starten wir am Anfang, worum geht es? „The Revenant“ weiterlesen

Per Anhalter durch die Galaxis

Irgendwie war unter meinen Kommilitonen im Studium, das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams sehr populär. Gegen Ende meiner Zeit an der TU kam dann der Film zum Buch heraus und ich hörte, den zumeist schon gewohnten Satz, dass die Filmadaption keinesfalls an den Roman heranreicht. Nach über 10 Jahren (der Film kam 2005 in die Kinos) hatte ich auf netflix die Möglichkeit mal nachzusehen, was an dem Film dran sein könnte.

Arthur Dent (Martin Freeman) wacht eines Tages auf, als sein Haus einer neuen Autobahn weichen soll. Sein Freund Ford Prefect (Mos Def) will ihm helfen, was gerade sehr dringlich erscheint, da die Erde zerstört wird und Ford, Arthur mit per Anhalter durch die Galaxis nimmt. Dort stoßen sie auf den Präsidenten des Universums Zaphod Beeblebrox (Sam Rockwell) der Intellektuell an Donald Trump erinnert. Zaphod jedoch hat Tricia (Zooey Deschanel) mit an Bord seines Raumschiffes Herz aus Gold, die Arthur noch aus einem Pub kennt, als er sich in sie unsterblich verliebte. Nun geht es an rumreisen, das Retten der Welt und die ultimative Antwort auf das Leben zu finden.

Ich kenne den Roman nicht und kann daher nur den Film bewerten. Dieser scheint mir irgendwie auf Originalität zu setzen, aber dafür zu wenig Originell zu sein, er versucht witzig zu sein, ist es aber zu selten. Lediglich das beeindruckende Schauspielerensemble ist ein großes Plus, jedoch hat jeder der zahlreichen Stars auch schon weitaus bessere Filme gemacht. Um es kurz zu machen, muss man nicht gesehen haben, aber wer absolut nicht weiß, was er die nächsten 110 Minuten machen soll, der schmeißt seine Zeit damit auch nicht weg.